Anfangsjahre und Aufstieg der Amateure
Der FK Austria Wien wurde als „Wiener Amateur-Sportverein“ am 29. Oktober 1910 in einer
konstituierenden Generalversammlung unter Vorsitz von Erwin Müller ins Leben gerufen.
Die Aufnahme in den Österreichischen Fußball-Verband erfolgte knapp zwei Wochen später,
am 16. November 1910.[4] Ein großer Teil der Gründungsmitglieder waren ehemalige Spieler
des Vienna Cricket and Football-Clubs, aus dem sie infolge schwerer persönlicher Differenzen
mit der Vereinsleitung ausgetreten waren. Bis zur Aufnahme ihres Klubs in den ÖFV wollten
sie für die Cricketer noch die Spiele gegen Rapid und MTK Budapest absolvieren, die auch
beide gewonnen wurden. Der Wiener Amateur-Sportverein erhielt als ÖFV-Mitglied aber für
einen Großteil seiner Spieler keine Freigabe vom Vienna Cricket and Football-Club und
entschloss sich daher, die sechsmonatige Sperrfrist abzuwarten sowie in der
Zwischenzeit wieder aus dem ÖFV auszutreten, um zumindest gegen kleine
Nicht-Verbandsmitglieder zu Trainingszwecken zu spielen. Kurz vor Ende der Sperrfrist
konnte man sich aber mit den Cricketern doch noch aussöhnen, so dass bereits am 15. März
1911 die Wiederaufnahme in den ÖFV verkündet werden konnte.[6] Die „Amateure“, wie die
Mannschaft bald gerufen wurde, wurden bereits am 5. Juli 1911 nach einer Bilanz von 11
Siegen in 17 Verbandsspielen in die Erste Klasse eingeteilt.
Abzeichen des Wiener Amateur-Sportvereins
In ihrer ersten Meisterschaftssaison 1911/12 waren die Amateure in den Abstiegskampf
involviert, erst am letzten Spieltag gelang der Klassenerhalt mit einem 4:0 gegen den WAC.
Der Vienna Cricket and Football-Club musste indes in die Zweite Klasse absteigen, das erste
prestigeträchtige Derby hatte 1:1 geendet. Große Stütze des Vereins war damals Kapitän Ludwig Hussak,
der auch in der Nationalmannschaft die Kapitänsschleife trug. Ein erster Aufschwung kehrte bei
den Amateuren ein, als es 1912 erstmals gelang, den erfahrenen Trainer Jimmy Hogan, der zu dieser
Zeit für den ÖFV tätig war, auch für den Klub zu verpflichten. Ihm folgte der spätere Teamchef Hugo Meisl nach.
Die Früchte dieser Arbeit zeigten sich bereits im vierten Platz der folgenden Saison
1912/13 und dem Sieg im Osterpokal 1913. Die ersten großen internationalen Spiele wurden
ebenfalls in dieser Spielzeit bestritten, beim Großen Preis von Turin belegte man gegen Juventus,
AC Torino und Étoile La Chaux de Fonds sogar den ersten Rang.[8] Im Mai 1914 konnte schließlich die
Eröffnung eines eigenen Stadions in Ober St. Veit gemeldet werden, doch der Aufschwung des Vereins erhielt
durch den Ersten Weltkrieg einen Dämpfer.
Ein Großteil der Spieler wurde in den Kriegsdienst einberufen, neun von ihnen fielen, etliche gerieten
in Kriegsgefangenschaft.[9] Kapitän Ludwig Hussak konnte gar erst 1920 aus Sibirien heimkehren.
Der Klub fiel wieder bis auf den achten von zehn Plätzen zurück, ein Neuaufbau nach Kriegsende
führte die Veilchen aber bald wieder an die Spitze. Hugo Meisl gelang es, das ungarische Nationalspieler-Brüderpaar
Jenő und Kálmán Konrád zu verpflichten.[10] Dies bedeutete eine schlagartige Verbesserung des Amateurespiels,
so dass die Veilchen bereits 1919/20 erstmals nach dem Meistertitel griffen. Durch ein 2:2 am letzten Spieltag gegen
den Wiener Sport-Club rutschte der Klub punktgleich mit Rapid noch auf Rang zwei und auch das Cupfinale ging gegen
den Bezirksrivalen (Hütteldorf gehörte damals zum 13. Bezirk) verloren. Doch bereits 1921 gewannen die Amateure durch
einen Doppelschlag binnen einer Minute gegen den Sport-Klub mit 2:1 erstmals das „Häferl“. Weitere Verstärkungen im Spielerkader
sowie Investitionen in die Infrastruktur (1922 konnte das Ober St. Veiter Stadion für 25.000 Zuschauer freigegeben werden) festigten
den Platz unter den führenden Klubs in Österreich.