Claude Monets Künstlerische Bedeutung
Claude Monets Werk umfasst die Einflüsse mehrerer Stilepochen. Sein Frühwerk gehört zum Realismus,
von dem er sich immer weiter weg entwickelte. Er war ein bedeutendes Mitglied der Gruppe der
Impressionisten und einige seiner Werke werden mit zu den wichtigsten Bildern dieser Stilepoche
gezählt. Sein Spätwerk besteht vor allem aus Serien- und Gartenbildern. Vor allem dieses Spätwerk
Monets stieß in der Zeit nach seinem Tod auf wenig Resonanz. Die Seerosen-Dekorationen, die Claude
Monet dem französischen Staat geschenkt hatte, wurden zwar am 17. Mai 1929 in der Pariser Orangerie
als „Musée Monet“ der Öffentlichkeit präsentiert, diese zeigte jedoch nur wenig Interesse. In diesen
Räumlichkeiten wurde 1931 eine Retrospektive Monets gezeigt, in der ebenfalls das Spätwerk deutlich
unterrepräsentiert war. In der Folge veranstaltete das Museum einige andere Ausstellungen in diesen
Räumen, was dem mit Claude Monet geschlossenen Vertrag widersprach. Bei einer Präsentation
flämischer Teppiche wurden 1935 sogar die Bilder mit diesen überhängt. Die Kritik bewertete die
Werke aufgrund der sich auflösenden Form und der besonders intensiven Farben negativ, da ihnen der
empirische Bezug zur Natur fehlte. Die Bilder widersprachen damit der Vorstellung, dass im
Impressionismus das Naturvorbild optisch genau wiedergegeben wird. Bis in die 1980er Jahre
unterschied man in der Kunstwissenschaft mit wenigen Ausnahmen zwischen dem impressionistischen
Frühwerk, das die zwischen 1870 und 1880 entstandenen Bilder umfasst, und dem negativ beurteilten
Spätwerk. Zu Beginn der 1880er Jahre erschien die Welt zunehmend als bedrohlich, was das
Imaginäre und Visionäre als Gegenposition beförderte. Claude Monet wurde zwischen 1880 und der
Jahrhundertwende von der zeitgenössischen Kritik als Pionier betrachtet. Er bewegte sich in seinen
Bildern nach 1890 zwischen Naturalismus und Abstraktion, was die Zuordnung seiner späten Bilder zu
einer Stilrichtung verhindert.
Künstler wie Max Liebermann, Augusto Giacometti oder Lovis Corinth würdigten Monets
impressionistische Werke und wurden von ihnen beeinflusst. Dieser Einfluss Monets, auch über
seinen Tod hinaus, erlosch mit dem Tod Pierre Bonnards 1947, der sich selbst als den „letzten
Impressionisten“ bezeichnete. Während die Kubisten die Werke Monets wegen der Auflösung der
statischen Formen ablehnten, erkannten vor allem ausländische Maler wie beispielsweise Wassily K
andinsky die Bedeutung Claude Monets für die Moderne.
Ende der 1940er und in den 1950er Jahren kam es zu einem Monet-Revival. 1947 sagte Marc Chagall über
Claude Monet: „Heute ist Monet für mich der Michelangelo unserer Epoche […].“ In seiner
Würdigung nahmen die späten Werke jedoch keine besondere Position ein. Im Gegenteil dazu bezeichnete
André Masson 1952 die Seerosendekorationen als „Sixtinische Kapelle des Impressionismus“. Einen
großen Anteil an der wachsenden Popularität hatte daneben die Nachkriegsmalerei der USA, in der die
Geste mehr in den Vordergrund rückte und sich der Anti-Rationalismus durchsetzte. Das Interesse am
Spätwerk kam vor allem mit der abstrakten Malerei wieder auf. Über 300 amerikanische Künstler
reisten in den 1950er Jahren nach Paris, wo sie auch Monet studierten. Neben diesen Entwicklungen
trugen auch erste größere Einzelausstellungen in den 1950er Jahren zur internationalen Anerkennung
des Werkes von Claude Monet bei. Dabei kommt der Impressionisten-Ausstellung in der Kunsthalle
Basel des Jahres 1949 eine Sonderstellung zu, da, vor allem aus Sachzwängen heraus, die meisten
ausgestellten Werke zu den Seerosenbildern gehörten. Infolgedessen stiegen auch die Besucherzahlen
in der Orangerie an.