ÖBB Reihe 1099
Bei den ursprünglich als Reihe E von der Niederösterreichischen Landesbahnen beschafften und heute als Reihe 1099 bezeichneten Lokomotiven handelt es sich um speziell für die schmalspurige Mariazellerbahn entwickelte Elektrolokomotiven. Aufgrund des einzigartigen Stromsystems, das bei der Mariazellerbahn verwendet wird, und der Tatsache, dass es sich um Schmalspurlokomotiven handelt, können die Lokomotiven der Reihe 1099 auch heute noch ausschließlich auf dieser Strecke eingesetzt werden. Mit einer Dienstzeit von nunmehr über hundertzwei Jahren, waren die Elektrolokomotiven der Reihe 1099 im Jahr 2013 die weltweit ältesten im Planeinsatz befindlichen elektrischen Schmalspurlokomotiven. Der Planeinsatz endete am 27. Oktober 2013.
Der elektrische Teil dieser durch die Niederösterreichischen Landesbahnen in Auftrag gegebenen Lokomotiven wurde von den österreichischen Siemens-Schuckert-Werken in Wien hergestellt. Der mechanische Teil stammt bei 15 Lokomotiven von Krauss & Comp. in Linz, bei einer Lokomotive, der E.14, von der Grazer Waggonfabrik.
Die Anlieferung der ersten, als Reihe E bezeichneten Elektrolokomotive erfolgte vor April 1910 an die Betriebswerkstatt in St. Pölten Localbahn, heute St. Pölten Alpenbahnhof. Ab 11. April 1910 wurden im Nahbereich von St. Pölten erste Probefahrten unternommen.[3] Der erste planmäßige Zug fuhr mit einer elektrischen Lokomotive am 27. März 1911. Er wurde in Kirchberg an der Pielach von der E.3 übernommen und bis Laubenbachmühle befördert.[4] Anschließend fanden weitere Fahrten noch im Mischbetrieb mit Dampflokomotiven statt, die der Betriebserprobung sowie der Personalschulung dienten. Ab dem 1. Mai 1911, dem Beginn des Sommerfahrplans, wurde der planmäßige, elektrische Betrieb mit für die Elektroloks angepassten Fahrzeiten aufgenommen. 1914 endete nach Anlieferung der E16 die Beschaffung dieser Lokbaureihe.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Wiedererlangung der staatlichen Souveränität Österreichs, wurden die Loks von den wieder erstandenen Österreichischen Bundesbahnen als Reihe 1099 in ihr neues Nummernschema übernommen. Nachdem die Loks knapp fünfzig Jahre im Einsatz gewesen waren, erfolgte zwischen 1959 und 1962 eine grundlegende Modernisierung der Maschinen. Der Lokkasten wurde komplett erneuert, die Loks wurden neu verkabelt, mit einer pneumatischen Schützensteuerung ausgestattet und mit einer neuen Druckluft-Zusatzbremse ausgestattet. Rahmen, Fahrmotoren, Transformatoren, Antrieb und Drehgestelle blieben unverändert. Nach dem Umbau waren sie nur mehr mit einem Stromabnehmer ausgestattet. Der erste und bisher einzige Verlust einer Lok der Reihe 1099 trat am 11. Februar 1981 ein, als ein talwärtsfahrender und mit der Lok 1099.15 bespannter Zug aufgrund überhöhter Geschwindigkeit vom Buchberggraben-Viadukt stürzte, wobei der Lokführer getötet wurde. Die Maschine musste daraufhin an Ort und Stelle zerlegt werden.
Fünf Loks wurden in den Jahren ab 2000 in der Betriebswerkstatt in St. Pölten Alpenbahnhof abgestellt und teilweise als Ersatzteilspender herangezogen, so dass in Folge nur noch zehn Maschinen zum betriebsfähigen Bestand gezählt wurden. Dreizehn der Lokomotiven wurden offiziell nach Gemeinden an der Mariazellerbahn benannt und wurden mit deren Wappen versehen. Einige tragen zusätzlich vom Personal vergebene Spitznamen, die teilweise ebenfalls auf den Lokkästen angeschrieben sind. Ab Mitte der 1990er-Jahre erhielten drei Lokomotiven zusätzlich eine Druckluftbremseinrichtung für den Zug eingebaut, um damit bei Bedarf die druckluftgebremsten Triebzüge der Reihe 4090 abzuschleppen. Dieselben drei Lokomotiven (u. a. 1099.007 und 010) tragen inzwischen den braunen Anstrich des Touristikzuges Ötscherbär.
Mit Beginn des Winterfahrplanes 2010/2011, am 12. Dezember 2010, gingen die Infrastruktur, die Betriebsführung sowie sämtliche Betriebsmittel der Mariazellerbahn auf die Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft über, die die Loks vorerst weiterhin als Reihe 1099 betrieb. Das Erscheinungsbild der Lokomotiven änderte sich dadurch nur unwesentlich: Die ÖBB-Logos wurden entfernt und auf jeder Lokseite ein NÖVOG-Schriftzug angebracht, die Fronten bleiben bis auf weiteres kahl. Die 1099.007 wurde nach einer Teilausbesserung im Mai 2011 zur dritten Ötscherbär-Lokomotive, aber weiterhin mit dem Wappen von Mariazell versehen, wieder in Betrieb genommen.
Durch die sukzessive Auslieferung der neuen, speziell für den Einsatz unter den besonderen Rahmenbedingungen der Mariazellerbahn konstruierten dreiteiligen Triebwagen des Schweizer Triebfahrzeugherstellers Stadler Rail konnten die Loks der Reihe 1099 Ende Oktober 2013, nach mehr als 102 Jahren des täglichen, planmäßigen Einsatzes aus dem Plandienst auf der Mariazellerbahn genommen werden. Es wurde damit am 27. Oktober 2013 der in klassischem Jaffa-Look lackierten und mit einer Gedenktafel versehenen 1099.14 die Ehre zuteil den letzten Planzug R 6816 von Mariazell nach St. Pölten Hbf zu befördern.
Text: Wikipedia
ÖBB Reihe 1099
Anzahl |
16 Stück |
Hersteller |
Mechanischer Teil: Kraus & Comp./Linz Elektrischer Teil: Siemens-Schuckert/Linz |
Baujahre |
1910 - 1914 |
Leistung |
420 kW |
Vmax |
45 km/h |
Verbleib auf der Mariazellerbahn |
1099 001, 008, 011, 016 | Nicht betriebsfähig, Club Mh.6 Ober-Grafendorf 1099 007 (E7), 1099 010 (E10), 1099 014 (E14) | betriebsfähig NÖVOG 1099 013 | Ersatzteilspender, NÖVOG 1099 006 | Bahn im Bahnhof, Kirchberg/P. |